homophobieverdacht fuer huss und hodn

Lieber Ich/ Trottel,

du widersprichst dir selbst in vielen Dingen. Im ersten Absatz sagst du: ich sollte mich nen feuchten ++++ darum kehren wo euer künstlerischer anscheined überaus ironischer ansatz liegt?“


Ich widerspreche dir vehement in der Annahme, dass der „Ansatz“ (ich denke, du meinst sowas wie Ambition) einfach auszublenden ist. Ohne ihn ist ein Kunstwerk nichts. Den Sinn trägst du hinein. Darauf komme ich später noch einmal zurück. Darüber hinaus fragst du mit „war auch lustig nur wo war euer style? wohinter steht ihr?“ genau nach diesem Ansatz, du drückst es sehr HipHop-mäßig aus, aber du bekundest mit der Frage sehr wohl nach einem Kontext, indem du uns „ansiedeln“ kannst.

Ich finde es ja gut, dass du danach suchst, aber du solltest bei der Suche danach das Ergebnis nicht schon vorweg nehmen!


Ob du etwas von Kunst verstehst oder nicht, das weiß wohl nur Gott! Es ist mir auch sehr egal, ich glaube, das ist etwas höchst subjektives, man könnte auch fragen: „Was ist Kunst?“

Im Zusammenhang von kunstwissenschaftlichen Untersuchungen interessant, für Künstler äußerst langweilig.


Trotz des Anstoßes, den du an alledem nimmst, der dich sogar dazu bewegt haben muss, den Raum zu verlassen, bist du dir ja unsicher, was unser „Standpunkt“ oder „Style“ ist. Was den „Style“ angeht, Junge...der Retrogott ist der personifizierte Style. Was ich damit meine? Style ist wohl eine Geschmacksfrage, soll man nach Immanuel Kant nicht drüber sprechen, weil unzulänglich.

Was den Standpunkt angeht...Mensch, wärst du etwas länger geblieben beziehungsweise hätte deine Engstirnigkeit dich nicht dazu gebracht, den Raum zu verlassen, dann hättest du ernst gemeinte Aussagen über Menschenrechtsverletzungen und Hass in der von Gott geschaffenen Welt hören können, die, so denke ich, mein tatsächliches Moralbewusstsein deinem sehr nahe hätten bringen können.


Du greifst die Mütze auf! Gut. Darin zum Beispiel, dass ich ohne Mütze auf die Bühne komme und sie demonstrativ anziehe, hättest du vielerlei mehr entdecken können, als meine versteckte homosexuelle Seite (Ist sie vielleicht mein eigentlicher „Standpunkt“?). Diese Maske ist lächerlich und markiert eine künstlerische Geste. Sie ist die Abgrenzung dessen, was jetzt kommt als Teil dieser lächerlichen Veranstaltung, die du „HipHop-Jam“ nennst. Wenn deutsche Rapper ihre Knarren-geräusch-nachäff-Kontests am Mic veranstalten, hast du dann auch Angst, erschossen zu werden? Ja, eine pinke Sturmmaske, die ich noch mit einer Clownsnase und Sombrero zu ergänzen erwäge, könnte Anhaltspunkt dafür sein, dass das alles nicht so 100 % Wortwörtlich zu nehmen ist...

Hätte ich gesagt, „Kill Bush“ oder „Fuck America“ oder so, dann hätte wahrscheinlich keiner Anstoß an meinen Aussagen genommen...Egal, das nur am Rande.


Du sagst:

[...] und mit jedem anderen rapper dessen themen evtl mal ohne fikalhumor oder beschimpfungen oder derartiges auskommt!“


Ich höre viel Musik ohne Beschimpfungen und so. Das heißt aber nicht, dass du jeden dissen/haten/kritisieren musst, dessen Musik auch ohne politische Korrektness auskommt.


Deinen „bussi“ gebe ich zurück. Ich kann es nicht annehmen, weil ich meine versteckte Schwule Seite, die du gefunden zu haben glaubst, ja immer noch verstecke.


Ein Trottel bist du weiß Gott nicht, wenn du dir Gedanken über unsere Texte machst, aber da du starke Unreflektiertheit, Verschlossenheit und Vorurteil geprägtes Denken an den Tag legst, bist du meiner Ansicht nach schon einer...

Ich liebe es , wenn Leute das, was man ihnen vorsetzt hinterfragen. Das zeigt Verinnerlichung unserer demokratisch orientierten Verfassung samt Grundgesetzen. Hinterfragen heißt aber nicht einfach nur Scheiße finden. Nur weil du sagst: „Das ist scheiße“ bist du noch lange kein kritischer Zuhörer. Das Tucholsky-Zitat meinte ich ernst.

Du legst das Verhalten eines dummen Zuhörers an den Tag.

Habe ich also wirklich intendiert, Schwule, Behinderte und Frauen zu diskriminieren? Nehmen wir ein Beispiel, wobei ich nicht weiß, ob du die Zeile zu den zensierwürdigen zählst:


Was mich bei dir an Joseph Goebbels erinnert, ist, du machst einen auf hart aber bist eigentlich behindert.“


Meine ich damit, J. Goebbels darf nicht auf hart machen, weil er behindert ist?

Hast du mal darüber nachgedacht, dass Joseph Goebbels, Propaganda-Minister des NS-Regimes, also Vertreter einer Menschen verachtenden Diktatur, die Behinderte Menschen als für nicht lebenswürdig bezeichnend tötete...dass er selbst behindert war? Spiele ich also nur darauf an, dass er einfach behindert ist? Oder steckt dahinter vielleicht eine kleine Denkaufgabe für dich, dahingehend, dass der Nationalsozialismus an der obersten Oberfläche schon widersprüchlich war, dies von den meisten aber schlichtweg ignoriert wurde? Ich sage in einem meiner Texte: „Es lag nicht an Hitler, es lag an den Deutsch.“ Denk mal darüber nach, denn , und damit komm ich zum nächsten Punkt, du hast als Zuschauer eine viel bedeutendere Verantwortung als ich, der nur Künstler ist. Ohne dich kann mein Kunstwerk gar nicht zu einem solchen werden.

Insofern ist die Kunst etwas sehr demokratisches! Du entziehst dich aber jeder Verantwortung, indem du das alles nur mit deinen weltverbesserischen Utopismen und Klischees anreicherst.

Ich als Künstler kann nur sagen: „Das Kunstwerk ist da, mach was draus!“


Dich schockiert es, dass ich Schwulen- und Behindertenfeindlichkeit, Judenhass und Vergewaltigungen in meine Texte aufnehme? Mich schockiert, dass solche Dinge geschehen. Aber du tust nichts dagegen, wenn du Leute wie mich bekämpfst, indem du irgendwas im Internet schreibst. Du hast mich nicht angesprochen, aus Bedenken, ich könnte dich abknallen? Und wenn ich dich nur geohrfeigt hätte, was dann? Dann wärst du immer noch für deinen Standpunkt eingetreten. Wenn du glaubst, dass irgendwo ein Unrecht geschieht, tue was und warte nicht darauf, dass du am gemütlichen PC sitzt. Wenn ich der Meinung bin, dass ein tatsächlich vorhandener Mensch wegen seiner tatsächlich vorhandenen Homosexualität diskriminiert wird, dann tue ich was und lauf nicht weg. Ich frage dann auch nicht, ob der stärker oder was auch immer ist. Wegen Leuten wie dir stauen sich ungeklärte, auf Vorurteilen beruhende Konflikte an und eskalieren dann.

Vielleicht muss ich demnächst mehr über Drogen rappen und ab und zu „brrratt“ und „bang“ und „let's go“ oder „der King is back“ sagen, damit ihr HipHopper mich versteht...


Ich jedenfalls schweige die Dinge nicht durch politische Korrektheit tot, sondern rede, wie mir der Mund gewachsen ist. Anstatt so zu „acten“ (Anglizismus) als würde der „shit“ nicht „stinken“ lege ich dir die Scheisse in deinen Kühlschrank, damit du sie mal aus anderer Perspektive siehst. Wenn du das nicht verträgst, dann guck mal die Nachrichten. Aber ich vergaß, ich und Eva Hermann sind ja in deinem Weltbild bei Hitler „anzusiedeln“...tja, dann guckst du wohl keine Tagesschau, obwohl...du gehst ja auch auf mein Konzert...naja, man kann ja jederzeit einfach ausschalten,wenns einem nicht passt, wie bequem doch unsere Welt ist!!!


"ihr scheiss homos seid alle behindert" oder die pussy blutet aus[...]“

Das habe ich an keiner Stelle so gesagt, ich kenne meine Punchlines und kann sagen: Du hast deine Hausaufgaben, auch wenn du ja nach eigener Aussage echt Peil von Kunst hast, nicht gemacht.


Aber dein „was auch immer...“ bringt ganz gut auf den Punkt, was letztenendes bei einem Vorurteilsgeprägten Menschen wie dir ankommt.

ACH!!! und weißt du, was mir erzählt wurde? Der Rollstuhlfahrer hat nach Aussage von einem Zuschauer, der ein Kollege von mir ist, es aber nicht nötig hat, das zu erfinden, über meine Raps gelacht.


Auch wenn nicht, in Folge meines Auftritts sind keine Menschen aufgrund irgendeinem Randgruppen-Dasein verprügelt oder was auch immer worden. Ich glaube, jedes Fußballspiel führt zu mehr Aggressionspotential als meine Musik.


Wie gesagt, unser Kunstverständnis ist verschieden. Ich bin ein Freund von „leben und leben lassen“, du vielleicht eher von „leben und gucken, was der andere macht“.


Viel Erfolg noch dabei! Du kannst gerne alles auf dich und deine Übersensibilität als Randgruppenmitglied reduzieren. Du kannst meine Musik natürlich mit Nazi-Propaganda vergleichen, was , wenn es ernst gemeint ist , beleidigender ist als alles, was ich je in meinen Texten über fiktive Battlegegner, das fiktive „Du“ in Rap-Texten, gesagt habe. Aber seit der „68-Bewegung“ kann man ja einfach zu allem, was man auf den ersten Blick nicht mag, „Nazi“ nennen und am besten noch verbieten, jedenfalls bekämpfen!!! Viva la revolución und hasta la victoria siempre, nicht wahr?


Jau, aber schmück dich nicht mit den Federn eines kritischen Zuhörers, denn DU, verehrter Publikant, du bist wirlich so dumm! Möge Kurt Tucholsky sich im Grabe umdrehen.


Peace. Biotch.


Kurt